MttW-Kooperation mit LNOB: Unterstützung für eine Wäscherei für Geflüchtete auf Lesbos

Unser Vereinsmitglied Jule engagierte sich von März bis April 2024 für geflüchtete Menschen im Paréa Community Center für die Organisation “Leave no one behind” (LNOB) und machte sich vor Ort einen eigenen Eindruck von den Lebensbedingungen von geflüchteten Menschen an den europäischen Außengrenzen. Den Spendenaufruf für die MttW-Kooperation mit LNOB könnt ihr auf dieser Seite finden.

Das Community Center ist fußläufig vom Camp auf der griechischen Insel, wo viele Geflüchteten aus der Türkei ankommen und auf ihre Asylentscheidung warten. Im sogenannten Camp Mavrovouni leben die Geflüchteten in sehr schlechten Bedingungen auf sehr engem Raum mit vielen Menschen. Die EU und die griechische Regierung sorgen nicht dafür, dass die Menschen mit grundlegenden Materialien gut versorgt werden (Bsp.: Es fehlt an Kleidung, Zahnpasta, Shampoo, Waschmöglichkeiten, Essen, etc.). Beim Camp handelt es sich um ein sogenanntes CCAC – Closed and Controlled Access Camp. Das bedeutet, dass nur wenige Personen außer den Campbewohner*innen Zugang haben und hohe Zäune, Kameras und Polizei alles überwachen. Das Areal liegt am Meer, schutzlos den rauen Winden ausgesetzt, die hier oft von Norden kommen. Fotos und Videoaufnahmen sind verboten. Unter diesem Link findet ihr einen Erfahrungsbericht zu den Bedingungen im Camp.

NGOs wie Leave No One Behind versuchen, diese Versorgungslücke zu schließen. Im Center arbeiten sieben verschiedene Organisationen zusammen, um zu kompensieren, was an medizinischer, bildender und sozialer Versorgung von der EU und den griechischen Behörden nicht geleistet wird. Beispielsweise gibt es im Camp selbst keine Waschmöglichkeiten für Kleidung, obwohl sich immer wieder Krätze im Camp verbreiten. Deswegen bietet LNOB u.a. einen Wäscheservice an, in dem Jule hauptsächlich gearbeitet hat. 

Zusammenfassung der Kooperation mit LNOB 2024: 

  • Insgesamt wurden 2.289,50€ von MttW gesammelt
  • Die komplette Summe wurde LNOB zur Verfügung gestellt für:
  • die Reparatur der Trockner
  • Wäscheständer, Tape, Handschuhe und Filter
  • Reperatur der Klimaanlage in den Wäschecontainern (hier wurde die Differenz der Kosten und Spendengelder von LNOB selbst getragen) 

Jule durfte bei ihrem Arbeitseinsatz viel über die Schicksale und langen Reisen einiger Geflüchteter erfahren, da sich diese auch als Community Volunteers im Center engagieren. Sie leben alle im Camp und arbeiten ehrenamtlich einige Stunden, da sie keine Arbeitserlaubnis haben und somit auch kein Geld verdienen dürfen. Im Center bekommen sie ein kostenloses Mittagessen. Die meisten Menschen, die Jule treffen durfte sind schon seit mehreren Jahren auf der Flucht, werden in ihren Herkunftsländern politisch verfolgt, misshandelt oder haben keine Lebensgrundlage mehr aufgrund der Klimakrise. Viele von ihnen haben bereits mehrere Jahre in der Türkei gelebt und auch dort Gewalt durch die Polizei und Behörden erfahren. Einige berichten von mehreren erlebten Pushbacks durch Frontex oder die türkische Küstenwache. Und trotz all dieser unvorstellbaren Hürden und traumatischen Erlebnisse war Jule vor allem beeindruckt von der außergewöhnlichen Herzlichkeit, Höflichkeit und wie engagiert und zielstrebig diese Menschen waren. Sie berichten, dass sie in ihren Herkunftsländern Tischler, Koch oder Videoproduzentin waren und dass sie in Europa arbeiten wollen, um endlich in Frieden leben zu können. Gleichzeitig warten sie teilweise monatelang auf Asylentscheidungen und haben Angst, dass sie kein Asyl bekommen. Mit Jule nutzten sie die Chance Englisch oder Deutsch zu üben und fragten viel über das Leben in Deutschland. 

Zahlen, Daten, Fakten zur Lage vor Ort 

  • Im Paréa werden monatlich für bis zu 500 Menschen Wäsche gewaschen
  • ca. 1000 Menschen leben 2024 im Camp (schwankend zwischen 1000-1500 je nach Monat und Jahreszeit), davon ca. 27% Kinder 
  • im Monat August wurden 60 Pushbacks zwischen der türkischen Seite uns Lesbos registriert 
  • Im Camp selbst arbeitet im August nur 1 Arzt Teilzeit für die Versorgung aller Campbewohner:innen 
  • Im August wurde, laut LNOB, teilweise die Möglichkeit von Geldzahlungen und Spenden an aktive NGOs von den griechischen Behörden ausgesetzt

Zitate aus Paréa

“Ich komme ins Paréa, um Tischtennis zu spielen mit meinen Freunden. Ich fühle mich im Paréa sicher und die Menschen sind gastfreundlich und hilfsbereit.” (Ahmed, Palestina)

“Ich komme ins Paréa, weil es hier Schatten und kaltes Wasser gibt, was wir im Camp nicht haben. Und wir bekommen Essen unabhängig von unserem Asylstatus. Ich mag es hier Tischtennis, Volleyball, Basketball und Brettspiele zu spielen und neue Menschen kennenzulernen.” (Esam, Yemen)

“Ich mag das Paréa, weil es ein sehr glücklicher Ort ist mit vielen Angeboten.“ In der Haupthalle ist es schön kühl und es gibt Schatten. Außerdem kann ich hier Deutsch lernen. Ich mag das Essen sehr und dass es Tee gibt.” (Behruz, Afghanistan) 

“Ich komme ins Paréa, um Spaß zu haben und Menschen kennenzulernen. Die Menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit. Ich gehe gern in den “Women Space”, dort kann ich entspannen und mich gut fühlen.” (Rabee, Iran) 

Eindrücke aus Paréa und Bilder des LNOB-Teams vor Ort