Mzungu Hi! Felix’ Erfahrungsbericht aus Uganda

Es war im Januar 2020 als mir Marcus erzählt hat, es wäre für April im Rahmen von Magic to Uganda eine Unterstützung vor Ort geplant. Ja Mega! Nachdem ich bislang die Welt vor allem innerhalb von Europa erkundet habe, wäre das meine erste Erfahrung in Afrika und auch meine erste persönliche Unterstützung bei MttW über finanzielle Zuwendungen hinaus. Da waren die Flugtickets schnell gebucht.

Einen Monat später haben meine Frau und ich erfahren, dass wir schwanger sind und wieder einen Monat später hielt das Coronavirus in Europa Einzug. Das war ein jähes Ende für unser Vorhaben und ob ich es mit Kleinkind zu Hause in den nächsten Jahren zu einem Engagement mit MttW oder einem Besuch in Afrika schaffen würde schien für mich eher unwahrscheinlich. Bis zum Januar 2022, als mir Marcus auf einem Spaziergang erzählt hat, dass wir im Frühjahr einen neuen Anlauf starten wollen um diese Saison persönlich bei der Verteilung der Setzlinge dabei zu sein und um zu sehen wie gut die bereits im Projekt gepflanzten Bäume gewachsen sind. Dass wir neben unserer 1.5-jährigen Tochter nun auch erneut schwanger sind konnte ich ihm noch nicht erzählen, da ich es selber erst kurz zuvor erfahren hatte. Aber meine Frau meinte ich soll auf jeden Fall fahren, denn mit zwei Kindern werden zwei Wochen ohne Papa schwierig.

Lage von Uganda und der Padibe Region in Ostafrika.

Und so kam es dann am 05.05.2022 dazu, dass ich an einem Donnerstagabend kurz vor halb elf am Flughafen von Entebbe das erste Mal auf afrikanischem Boden stand. Ähnlich wie bei Florian sollte dies auch mir jeden Tag aus dem Nichts ein Lächeln ins Gesicht zaubern: „Alter, ich bin in Afrika!“.

Zum warm werden gab es drei Tage Kampala mit Anna, Flo und Marcus. Verkehr, Klima, Architektur und das Leben auf den Straßen – es gab mehr Eindrücke, als ich in der kurzen Zeit verarbeiten konnte. Und was natürlich auch anders war, war das Reisen ohne Kinder. So sehr ich meine Familie vermisst habe, hat es die Reise auch geprägt, dass der Tag nicht nach dem Rhythmus und den Malzeiten eines Kleinkindes ausgerichtet war.

Nach Kampala ging es in den Norden. Die Fahrt war vom Starkregen und der ab 18.30 Uhr sehr schnell einsetzenden Dunkelheit geprägt, nach der wir die Fahrt eigentlich lieber hätten beenden sollen. Nach Verlassen des Speckgürtels von Kampala gab es entlang der großen Hauptstraße Richtung Ghulu immer wieder kleine Dörfer, manchmal Städte, in denen die Haupteinnahmequelle im Verkauf von Waren an Reisende zu liegen schien. Kleine Snacks, Benzin, Wasser, Mangos oder Holzkohle. Daran wird es einem auf dieser Strecke niemals mangeln. Außerdem hatte man den Eindruck, dass Montagnachmittag der Hauptspieltag in den Kreisligaverbänden ist. Nach getaner Arbeit Laufen alle Bewohner des Dorfes die Straße entlang zum zentralen Dorffußballplatz, als ob sie Sonntagvormittag zur Messe gehen würden. Sie waren schön rausgeputzt, hier und da gab es Feuerstellen mit Essen und eher nebenbei kickten die Mannschaften, bei denen man zu sehen meinte, dass ihre schicken einheitlichen Trikotsätze sie mit noch breiterer Brust aufspielen ließen.

Die Nacht brach sehr schnell hinein und unser Auto hatte eine eher mangelhafte Lichtanlage, aber wir kamen kurz vor Elf unfallfrei in Kitgum an und bezogen unser Hotel. 5 Minuten später traf ich mich mit Marcus und Anna wieder auf der Terrasse des Hotels, wo wir unser Abendbrot in Form von Rolex und Bier genossen haben. 0 Uhr packte Anna noch zwei Wunderkerzen aus, denn Marcus war jetzt 31. ??

Es war Dienstagfrüh und für die nächsten drei Tage war Arbeit in den fields vorgesehen. Ich war motiviert und saß mit Klamotten, in denen man auch Anpacken könnte beim Frühstück im Hotel. Die Stadt klingt auf jeden Fall anders als Kampalla. Die Häuser sind selten höher als eingeschossig. Aber eins bleibt gleich: African time! Denn Jimmy würde uns nun doch nicht 9.30 Uhr am Hotel abholen, sondern wir könnten noch mal ein paar Erledigungen machen und würden uns dann später auf dem Markt treffen. Nachdem wir uns mit Wasser, Snacks, Uganda Waragi und Stoney eingedeckt haben, trafen wir Jimmy 10.45 Uhr zum Frühstück auf dem Markt. Es gab erneut Rolex mit Tee. Ich kam aus meiner deutschen Haut natürlich nicht raus, wollte zurück in den Zeitplan finden, damit wir unser Tagewerk noch schaffen, da ich zu diesem Zeitpunkt noch davon ausgegangen bin, dass wir an dem Tag tatsächlich irgendwo mit Anpacken würden. Später habe ich erfahren, dass das mittlerweile auf die nächsten Tage verschoben wurde und wir heute erst einmal Musikinstrumente sowie Uniformen für lokale Tanzgruppen der Padibe Region verteilen würden. Das entspannte mich wieder ein bisschen, auch wenn ich noch ein paar Tage gebraucht habe, bis ich mich an die African Time gewöhnen konnte.

Neben den dediziert für Bäume geleisteten Spenden, nutzt der Verein Magic to the World e.V. auch immer übrigbleibende Mittel, um die Menschen in den Regionen mit kulturellen Spenden zu unterstützen. Dabei steht immer an erster Stelle zu ermitteln, welche Bedürfnisse die Menschen haben und mit welchen Mitteln ihnen am besten geholfen wird. Das übernimmt Jimmy, welcher wie schon von Flo beschrieben eine zentrale Säule des Projektes in Uganda ist. Er kennt die Community, identifiziert ihre schwächsten Mitglieder und bespricht mit diesen, was ihnen nachhaltig am besten nützt.

Joel, Felix, Jimmy und Anna v.l.n.r. in Joels Baumschule.

So kam es im Mai dazu, dass wir lokal angefertigte Uniformen sowie Instrumente für Volkstänze an zwei abgelegene Dörfer verteilen konnten. Darüber hinaus haben wir eine Gruppe an Frauen besucht, welche verwitwet oder alleinstehend sind und sich zusammengetan haben um sich gegenseitig als Gemeinschaft zu stärken. Dieser Gruppe haben Anna, Julia und ich Ende diesen Jahres 2 Ochsen mitsamt Gespann schenken können, welche es ihnen künftig ermöglichen sollen auch ohne „men“-power die umliegenden Felder effizient zu bestellen.

Eine Musik- und Tanzgruppe in der Padibe Region mit ihren neuen Uniformen.
Wir tanzen mit einer Frauengruppe ihren Begrüßungstanz.

Die nächsten Tage war es dann tatsächlich so weit und wir sind mit Jimmy, Joel und weiteren Mitgliedern von Jimmys Organisation ISCOT zu den Bauern gefahren und haben ihnen Setzlinge gebracht. Dafür sind wir Mittwoch als erstes wieder nach Kitgum gefahren, um in der von Joel angemieteten Baumschule die Setzlinge einzuladen. Es war interessant zu sehen mit welchen scheinbar einfachen Mitteln er so viele neue Setzlinge heranzüchten kann. Später haben wir erfahren, dass es nur auf Grund seine jahrelangen Erfahrung so gut läuft und dies nicht immer der Fall war. Zudem muss er auf eine angemietete Baumschule ausweichen, da seine eigene Anlage nördlich von Madi Opei erst eine neue Bewässerungsanlage benötigt, um das Volumen des Projektes abzudecken. Auf Grund der immer weiter steigenden Trockenheit schafft diese nur noch kleinere Mengen an Setzlingen.

Im Anschluss saß die beschriebene Bagage in unserem Toyota Land Cruiser und Jimmys Landrover Defender der ersten Generation auf und fuhr die ersten Gärten an. Ich war zunächst irritiert, wie viele Personen, die ich bislang noch nicht kannte sich uns zu dieser Verteilung anschlossen. Später habe ich aber verstanden, dass diese Leute respektable Personen der Padibe Region sind und durch ihre Anwesenheit eine zusätzliche Verbindlichkeit gegenüber dem Projekt erzeugen. Es macht es noch ein wenig offizieller, dass eine bestimmte Anzahl an Bäumen in Anwesenheit dieser Leute zu den Gärten gebracht wurden, welche nun auch sorgsam zu pflegen sind. Ob es diesen zusätzlichen Druck bei den Bauern braucht, weiß ich nicht, aber man meint zu merken, dass die Bauern zusätzlich konzentriert waren bei so viel prominentem Besuch. Geschadet hat es mit Sicherheit nicht, denn jeder zusätzlich dadurch in der Zucht überlebende Baum hilft dem Mikroklima vor Ort und den Bauern selber bei der späteren Bestellung der Baum-Zwischenräume mit Erdnüssen, Bohnen oder Sesam.

Felix pflanzt einen Baum.

Neben dem Einpflanzen der Bäume, dem Schütteln von Händen, den Drohnenflügen und dem Abschreiten der Gärten mit GPS Geräten zur Dokumentation der Projektarbeit habe ich mich immer wieder umgeschaut und gedacht „Alter, ich bin in Afrika!“. Immer wenn ich gefragt wurde, ob ich nächste Saison wieder vorbeikommen würde und ablehnen musste, dachte ich mir, dass ich in 5 bis 7 Jahren bestimmt mal mit Julia und den Kindern hierherkommen würde. Ich möchte Ihnen zeigen wie anders das Leben hier ist, wieviel Schönheit und Herausforderungen die Menschen hier umgibt, mit welchen Nichtigkeiten wir uns in unserer privilegierten Heimat manchmal beschäftigen, aber vor Allem möchte ich sie einfach dieses Land genießen lassen.

Selber haben Anna, Marcus und Ich im Anschluss noch zwei Tage den Queen Elizabeth National Park genossen. Auf der Fahrt dorthin, bei der man einmal von Norden nach Süden fast das ganze Land durchquert, bekommt man auch regionale Unterschiede mit. Das Leben in den wohlhabenderen, zentralen und südlichen Regionen, welche auch stärker an Industrie und Tourismus angeschlossen sind, ist mit den Gegebenheiten nördlich von Gulu kaum vergleichbar. Dichtere Bebauung, deutlich mehr Möglichkeiten der Landwirtschaft – wie die kilometerlangen Teefelder bezeugen – zahlreiche Hotels und überhaupt mehrstöckige Häuser machen den Unterschied deutlich.

Und dann bricht plötzlich eine Stimmung aus Schock und Glück im Auto aus. Zwar war ich an dem Tag seit vielen Stunden als Fahrer eingesetzt, aber da ich mich bei der Navigation auf Marcus verlassen hatte, es ohnehin nicht viele verschiedene Straßen gab und die Sonne mir Europäer in der Mittagszeit zur Orientierung kaum nützlich war, war ich absolut nicht darauf vorbereitet plötzlich an einem braunen rechteckigen Schild mit der Aufschrift „Equator“ vorbei zu kommen. Ich war einfach so, ohne daran gedacht zu haben, das erste Mal in der südlichen Hemisphäre und war sofort super aufgeregt. Da das auch fast der Auftakt des Queen Elizabeth National Park war, konnte dieser gar nicht besser beginnen.

Äquator und Entspannung in der Natur.

Jede*r von uns kann etwas zum Wohle der Menschheit beitragen. Uganda ist eines der Länder mit dem jüngsten Durchschnittsalter der Erde und über 80% der Menschen sind in der Landwirtschaft tätig. Die fortschreitende Wüstenbildung zu stoppen, ist nicht nur im Interesse der Natur, sondern hat direkten Einfluss auf die herzlichen Menschen vor Ort. Mit unserem Engagement können wir nicht nur das Mikroklima schützen und einen Beitrag zum Kampf gegen die globale Klimaerwärmung leisten, sondern auch den Acholi ein Geschenk machen: Hoffnung für die Zukunft. Vor allem den Kindern möchte ich das ermöglichen und hoffe weiterhin darauf, dass wir zusammen dieses Projekt weiterführen und ausbauen! Ich bin sehr froh Teil dieses Freundeskreises und auch dieses Vereins zu sein. Lasst uns zusammen weiter versuchen die Welt ein wenig besser zu machen.

Step by step.

Project by Project.

Euer Magic Felix

So kannst du unser Baumpflanz-Projekt in Uganda unterstützen:

  • Per Überweisung auf unser Spendenkonto (GLS Bank, keine Gebühren):
Empfänger:Magic to the World e.V.
IBAN:DE65 4306 0967 1309 7243 00
BIC:GENODEM1GLS

Für sämtliche Spenden könnt ihr gern anschließend oder zum Ende des Jahres eine Zuwendungsbestätigung/Spendenbescheinigung bekommen, die ihre gemäß §50 Abs. 1 EStDV steuerlich geltend machen könnt!

Vielen Dank!

Ein Gedanke zu „Mzungu Hi! Felix’ Erfahrungsbericht aus Uganda“

  1. attend the engagement with MttW and possibly visit Africa. Can you describe the initial challenges you faced with your project and plans due to the COVID-19 pandemic and the arrival of the virus in Europe? How did the news of your wife’s pregnancy and the subsequent months shape your expectations for future engagements and visits to Africa? When Marcus mentioned making another attempt in the spring, what were your thoughts and feelings regarding the feasibility of these plans?

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